USA, Florida

New Beginning oder Welcome to Miami

Am 13. Juni 2020 landen wir morgens um 9.00 Uhr in Miami. Gemeinsam mit den Deutschen und den Holländern haben wir hier für 4 Tage ein Appartement mit Rooftop-Pool gemietet. Hier wollen wir erstmal sacken lassen, was in den letzten 3 Tagen entschieden wurde und geschehen ist. 

 

Vor 3 Tagen nämlich hatten uns die beiden anderen Paare nämlich mitgeteilt, dass sie spontan ihre Reisepläne geändert hätten. Wir hätten ihnen die Möglichkeit aufgezeigt, dass man in die USA fliegen könne und sie sehen es ebenfalls wie wir: Südamerika wird wohl noch eine ganze Weile mit dem Virus zu kämpfen haben und dementsprechend ein weiterreisen sehr unwahrscheinlich gestalten. Kurzentschlossen hatten sie deshalb einfach einen Flug gebucht und einen Platz gefunden, wo die Fahrzeuge längerfristig eingestellt werden können. Wir waren im ersten Moment ziemlich baff über diese Mitteilung. Den Van hier einzustellen war für uns eigentlich keine Option. Wir hatten ihn extra ewig lange gesucht und geplant für 8 Monate darin zu leben, hatten uns eingerichtet und er war unser Zuhause. Ab der Minute jedoch da wir wussten, dass die beiden anderen Paare nach Miami fliegen, war es für uns fast nicht mehr auszuhalten, noch länger in Chile eingeschlossen zu bleiben. So haben wir uns denn halt gleich angeschlossen, ESTA angefordert, Flug gebucht, Van eingestellt und sind zusammen mit den anderen zum Flughafen gefahren. Den Van einfach zurück zu lassen war schon sehr emotional. Das packen gestaltete sich auch nicht ganz einfach: hatten wir doch vieles im Van was wir nicht mitnehmen konnten. 

 

Am Flughafen schauten dann doch noch schnell die Venezolanischen Verwandten rein: Yuly, die Tochter der Frau von Sabrinas Vater (hahahaha), ihr Mann und der gemeinsame Sohn. Sabrina hatte alle vor ca. 15 Jahren das letzte Mal gesehen, das Hallo war kurz aber intensiv. 

 

Im Flughafen, auf dem gesamten  8,5 h stündigen Flug (auch in der Nacht) und am Flughafen Miami war Maskenpflicht. Als wir endlich am Strand von Miami ankommen, werfen wir unser Gepäck in den Sand und füllen erstmal ausgiebig unsere Lungen mit der frischen Luft. Den Tag verbringen wir am Strand, gegen 16.00 Uhr können wir die Wohnung beziehen. Natürlich stürzen wir uns sogleich in den Dach-Pool und feiern erstmal unsere neu erhaltene Freiheit. In Miami geniessen wir ein paar entspannte Tage und geniessen die offenen Restaurants (natürlich mit Maske bis zum Tisch und mit Abstand zu den anderen Gästen), hängen am Strand herum, machen etwas Sight-Seeing und geniessen vor allem die Wärme, respektive gewöhnen uns erst Mal an die Wärme. Von Chile, zuletzt bei ca. 8 Grad nach Miami zu schwülen 34 Grad mit ca. 80% Luftfeuchtigkeit ist schon gewöhnungsbedürftig. Aber wir geniessen es endlich wiedermal in Badekleidung herumzurennen und ins warme Meer zu hüpfen. 

Florida Keyes

Nach 4 Tagen trennen sich schliesslich unsere Wege: Wir wollen zuerst mal ein paar Wochen Ferien von unseren Ferien machen: Wir haben einen Ford Mustang Cabriolet gemietet und wollen damit von Florida nach New Orleans fahren, immer dem Meer entlang und mit vielen Strand- und Badetagen dazwischen. Danach wollen wir weiter in den wilden Westen (ob fliegen oder fahren wissen wir noch nicht) und dort einen Camper mieten. Damit fahren wir im Landesinnern entlang der bekannten Nationalparks in den Norden, von dort an die Westküste und auf dem Highway Nr. 1 der Küste entlang wieder in den Süden. Dann sind die 3 Monate um in denen wir in den USA sein dürfen und erst kurz zuvor werden wir uns weitere Gedanken über die Zukunft machen. Wir haben ein wenig gelernt: Pläne machen funktioniert nicht wirklich in diesen Zeiten. 

 

Die anderen beiden Paare mieten sich sogleich jeweils ein Fahrzeug, werden dieses mit Matratze und Kochnische ausstatten und mit diesem rudimentären „Camper“ erst der Ostküste entlang in den Norden fahren und dann einmal gegen den Uhrzeigersinn herum die ganze USA befahren. Unterwegs werden sich somit irgendwo mal wieder unsere Wege kreuzen. 

 

Von Miami aus fahren wir zuerst runter in die Florida Keyes - und sind sofort verliebt! Die hübschen, mit Brücken verbundenen kleinen Inseln haben ein wundervolles karibisches Flair, die pastellfarbenen Häuser mit den schrägen Fensterläden, die üppige, farbenfrohe Flora, sowie das türkisfarbene Meer gefallen uns ungemein gut. Die Keyes sind - genauso wie Miami Beach erst seit einer Woche wieder geöffnet, doch strömen bereits wieder Horden von Touristen durch die Gassen. Beim herumschlendern wundern wir uns über die vielen Hühner und Hähne. Wikipedia sei Dank wissen wir bald, dass hier früher Hahnenkämpfe durchgeführt worden waren. Nachdem diese verboten wurden liess man die Tiere einfach frei. Sie sind nun ein Markenzeichen der Keyes geworden, weshalb es den Tieren auf den Inseln sehr gut geht. 

 

Die Atmosphäre ist lässig-entspannt, in den Bars spielen Live-Bands, zum Sonnenuntergang versammelt man sich an der Uferpromenade. Sobald die Sonne im Meer versunken ist, wird geklatscht - wir finden das einen wundervollen Brauch. 

 

Dass wir uns in tropischem Klima befinden merken wir auch daran dass wir dauernd nass sind: Entweder vom schwitzen, vom baden oder von den täglichen Regenschauern. 

 

Auf einem kurzen aber erfrischenden Schnorchelausflug bewundern wir zudem die bunte Unterwasserwelt. 

 

Everglades

Wieder auf dem Festland stehen als nächstes die Everglades auf unserer Liste. Wir machen einen Halt im Everglades Nationalpark um einen kleinen Spaziergang zu machen (für etwas grösseres/längeres ist es zu heiss). Es beginnt zu Regnen, doch die Freude währt nur kurz: Wir bemerken, dass es jetzt einfach noch schwüler geworden ist als zu vor, den Regen bemerken wir auf unserer schweissnassen Haut fast nicht. Auf einem kurzen Rundweg entdecken wir sehr farbige und neugierige Heuschrecken, farbige Leguane, verschiedengrosse Schildkröten und als Krönung direkt unterhalb einer kleinen Brücke einen doch ziemlich grossen Alligatoren - wir schätzen ihn auf ca. 3 m Länge! 

 

 

Nach einer Übernachtung in Everglades City - ja, das gibt es tatsächlich: Ein megaentspanntes Örtchen, das wir nur jedem empfehlen können, der jemals in diese Gegend reist (dort gibt es in der einzigen Tankstelle des Ortes einen Pingpongtisch, wo man mal kurz bisschen spielen kann, während das Auto betankt wird)  machen wir uns morgens um 6.00 Uhr auf zu einer Sunrise-Kajak-Tour mit Jennys Eco-Everglades-Tour. Kaum fahren wir beim Treffpunkt vor schmeisst uns Jenny bereits Insektenspray sowie Gesichtsnetze ins Auto mit dem Hinweis „die Moskitos sind ziemlich schlimm heute morgen“. Und tatsächlich: als wir den Motor abstellen hören wir ein Ohrenbetäubendes summen ausserhalb unseres Wagens. Wir sprayen uns also hektisch mit dem Insektenschutzmittel ein und trauen uns dann doch beinahe nicht aus unserem schützenden Gefährt. So lautes Gesumme haben wir im Leben noch nie gehört. Als wir es schliesslich doch wagen stellen wir fest, dass es gar nicht so schlimm ist, die Biester klingen einfach viel lauter und somit nach mehr. 

Die nächsten 3 Stunden sind unvergesslich schön: In der Stille des Morgens paddeln wir langsam in unseren Einzelkajaks durch die Everglades und das Big Cypress National Preserve. Wir gleiten fast lautlos durchs Wasser, man hört nur vereinzelt Vögel zwitschern, zwischendurch taucht irgendwo ein Fisch kurz zum Atmen auf. Mal paddeln wir auf einem Flusslauf umsäumt mit grossen, fast blickdichten Mangrovenbäumen, mal kurven wir durch kleine Nebenarme in denen Jenny oder ihr Sohn vorauspaddeln, um die Spinnennetze für uns zu beseitigen. Auf einer grossen offenen Wasserfläche schauen überall kleine Mangrovenbäume aus dem niedrigen Wasser heraus, fast scheint es wie eine Baumschule. Hier müssen wir die tieferen Stellen suchen, um weiter paddeln zu können. Unsere Kajaks gleiten durch das niedrige Schilf, wir können kleine Fische durch das klare Wasser beobachten. 

 

Als die Sonne aufgeht taucht sie die ganze Umgebung in goldenes Licht. Es entsteht ein fast unwirkliches Bild: Das Wasser ist dermassen klar, dass auf der spiegelglatte Wasseroberfläche  die Grenze zwischen Wasser und Oberfläche verschwimmt. Man schwebt nun beinahe in dieser Zwischenwelt durch die Natur.  

 

Natürlich begleiten uns verschiedene Vögel entlang unseres Ausflugs in die Wildnis. Und unsere Hoffnung erfüllt sich dann gegen Ende der Tour: Wir entdecken einige kleinere Alligatoren-Köpfe (Länge der Tiere wohl ca. 1m), die halb aus dem Wasser ragen und sofort verschwinden, wenn wir uns nähern. Doch einige bleiben ruhig und wir getrauen uns ziemlich Nahe heran um die schönen Tiere zu fotografieren. 

 

Für uns ist die Tour definitiv ein Highlight auf unserer Reise und wir sind froh, dass wir diese stille , naturnahe Variante im Vergleich zu den ohrenbetäubend lauten Schnellbooten oder Airboats gewählt haben. 

 

Beaches

Wir tuckern weiter entlang des Golf von Mexico der Küste entlang, die Orte verschwimmen in unserer Erinnerung, da einer dem anderen gleicht: Ellenlange Strände mit dem feinsten Sand, türkisfarbenes warmes Meer, jeder Ort hat sein eigenes Pier, das ins Meer hinaus ragt und von dem aus man Delphine, Haie, Meeresschildkröten und sonstige Meeresbewohner sehen kann. Die Orte selber sind jeweils überfüllt mit Touristen, eine Ferienresidenz (Hotels, Appartements, Motels, etc) reiht sich an die nächste, ein überfülltes Restaurant neben dem anderen. 

 

Einmal bezahlen wir tatsächlich den Zugangspreis auf so ein Pier, und prompt: Vielleicht 1 -2 Meter weiter draussen als da, wo wir vorhin noch in den Wellen geplantscht hatten zieht ein kleiner Hai seine Kreise!! Oh Schock-Schwerenot! Auch wenn wir erkennen, dass dieser keine Gefahr für die Menschen darstellt sind wir kurz sehr erschrocken, dass wir diesen überhaupt nicht gesehen hatten. Wir beobachten zwei Meeresschildkröten bei was immer Meeresschildkröten so treiben, sehen Unmengen, wirklich Unmengen an kleinen Fischen unter dem Pier schwimmen und beobachten noch ein paar weitere kleine Haie, die friedlich ihre Bahnen ziehen. Von Delphinen fehlt allerdings leider jede Spur. 

 

Auf unserer Fahrt in Floridas Süden hatten wir vermehrt in AirBnB’s übernachtet. Weiter nördlich finden wir überall typisch amerikanische Inns, wo auch wir öfters mal unterkommen und uns manchmal wie in einem Film fühlen. 

Crystal River

Wir haben jetzt ein neues Ziel vor Augen: Wir wollen mit Seekühen - in Englisch Mandates genannt - schnorcheln! Wir haben gelesen, dass diese sich oft in Crystal River aufhalten, wo sie sich vor allem in den kälteren Wintermonaten in der Nähe der dortigen Three Sister Springs (Quellen) aufhalten. Die Quellen sprudeln konstant ca. 23 Grad warmes Wasser in dem sie sich dann gerne wärmen. Im Sommer ist es hier hingegen angenehm kühl und es halten sich noch immer einige Tiere in diesem kristallklaren Fluss auf. Somit stehen unsere Chancen hier gut, die gutmütigen Tiere beobachten zu können. Wir mieten ein SUP und los gehts. Auch wir sind kurz etwas überrascht endlich wiedermal eine echte Abkühlung zu spüren, wenn wir ins Wasser springen. Das Meer ist nämlich Badewasserwarm und kühlt unsere überhitzten Körper jeweils nur in den ersten 2 Sekunden.

 

Bereits nach ca. 20 Metern entdecken wir eine geführte Tauchergruppe im Wasser. Wir gesellen uns natürlich sofort dazu und tatsächlich schwimmt da gemächlich ein grosses Tier knapp unter der Wasseroberfläche. Vor allem Sabrina kriegt grosses Herzklopfen, dem Tier so nahe zu sein und hüpft relativ schnell und wenig elegant zurück auf das SUP.

 

Gleich um die Ecke entdecken wir zwei weitere Tiere. Diese sind etwas kleiner und schlafen. Also gleich wieder rein ins Wasser und wieder sind wir fasziniert von diesen putzigen Dickerchen. Auch vom SUP aus während dem paddeln entdecken wir immer wieder neue Tiere. Manchmal erkennen wir diese nur daran, dass abgerissenes Seegras an der Wasseroberfläche auftaucht, dann erkennen wir bei genauem hinsehen plötzlich einen grossen Schatten, der gemächlich unter uns durchschwimmt. Die Tiere hier gehören zur Gruppe der Rundschwanzseekühe. Wir sind sehr begeistert und etwas versöhnt damit, dass wir noch keine Delphine gesehen haben. :-) Die Seekühe bewegen sich trotz ihrem eher unförmigen Körper sehr elegant im Wasser, ihre sanften Augen beobachten uns beinahe belustigt. So Nahe an diesen eigenartigen und doch einzigartigen Tieren zu sein ist einfach überwältigend. 

 

Auf unserem Ausflug amüsieren wir uns ausserdem über die hiesigen Schildkröten: Sie sind wohl Menschen ziemlich gewöhnt, weshalb wir auch sehr Nahe heran können. Bis es ihnen zu viel wird und dann schwups und weg. Bis ca. 10 Sekunden später das Köpfchen wieder an der Wasseroberfläche auftaucht: "Sind sie schon weg? Nope" und abtauchen.