Verschiffung

Der Transport unseres Mercedes Sprinter 312D über den Atlantik war für uns Neuland. Wenn man sich etwas mit dem Thema beschäftigt, findet man einige Infos in Foren oder auf den Webseiten der jeweiligen Anbieter. Als wir versucht hatten, das beste Angebot für uns herauszufinden, war es aber trotzdem nicht ganz so einfach.

 


Wer

Googelt man z.B. „Camperverschiffung nach Südamerika“ gelangt man schnell einmal auf die Webseite von Seabridge. Diese Firma hat sich auf die Verschiffungen jeglicher Fahrzeuge spezialisiert und bietet verschiedene Routen an. Selbst geführte Touren entlang der Panamericana werden angepriesen, sind aber für uns nicht von Interesse. Seabridge war auch am Suisse Caravan Salon in Bern mit einem Stand vertreten, wir konnten schon dort einige wenige Infos abholen. So ganz ohne Preisvergleich wollten wir jedoch den Auftrag nicht erteilen und holten noch 4 weitere Angebote ein. Obschon manchmal schwer vergleichbar landete Seabridge preislich im Mittelfeld. Zusammen mit den mehrheitlich guten Erfahrungsberichten, dem guten Informationsfluss und dem besten Gesamtpaket an Service waren genügend Argumente vorhanden um unseren Van mit Seabridge zu verschiffen. Der reibungslose Ablauf bestätigte unser gutes Gefühl.


Wo

Da wir unseren Trip im europäischen Winter starteten und unser Hauptaugenmerk sowieso eher auf die südamerikanischen Staaten gerichtet war, standen nur zwei Häfen als Zielort zur Diskussion. Montevideo in Uruguay oder Zarate (Buenos Aires) in Argentinien. Soweit wir dies Berichten von früheren Reisenden entnehmen konnten, ist die Abfertigung im Hafen von Montevideo wesentlich einfacher und die Distanzen zwischen den verschiedenen Anlaufposten (und das sind viele!) einiges kürzer. Ausserdem scheint uns Uruguay als idealer Ausgangspunkt für unser Lateinamerika Abenteuer, gilt doch der kleine Staat als relativ stabil und entsprechend sicher.

Abfahrtshäfen standen ebenfalls zwei zur Auswahl, Antwerpen und Hamburg. Die Situation erklärt sich in etwa identisch wie diejenige in Südamerika zugunsten von Hamburg. Weiter sind die Möglichkeiten für die Rückfahrt in die Schweiz nach der Fahrzeugabgabe ein wenig besser weil der Hafen mitten in der Stadt liegt. Unser Van nimmt also das Schiff von Hamburg nach Montevideo.


Wie

Es gibt im Grundsatz 2-3 vernünftige Varianten der Verschiffung eines Campers wie unserer einer ist. Die bekannteste, sicherste und für PWs üblichste Art im Container entfällt für uns aufgrund der Fahrzeughöhe von 3.10m. Es bestünde die Möglichkeit eines Optentop-Containers, diese entfällt jedoch ebenfalls aufgrund der horrenden Preise. So bleibt die Variante RoRo (Roll on, Roll off) für uns übrig, welche bezahlbar ist, jedoch ein paar überschaubare Risiken mit sich bringt. RoRo funktioniert wie eine Fähre mit dem Unterschied, dass man das Fahrzeug nicht selber auf bzw. ab dem Schiff fahren darf. Die erwähnten Risiken sind, dass mit dem aushändigen der Fahrzeugschlüssel nicht mehr kontrolliert werden kann wer den Camper fährt oder betritt, es besteht also ein Diebstahlrisiko was zwar ärgerlich jedoch auch versicherbar ist. Ausserdem können natürlich beim Manövrieren Dellen oder Kratzer entstehen.

 

Sämtliche durch die Seabridge organisierte Verschiffungen werden duch die Reederei Grimaldi abgewickelt.

 

Hamburg

Im Original mitzubringen sind:

  • Reisepass
  • Fahrzeugausweis
  • Führerschein
  • Gasfreiheitszertifikat (mehr dazu beim Thema Gas)
  • Warnweste

Wir erhalten von Seabridge eine exakte Adresse, welches Gebäude (Schuppen-48 Unikai Terminal O’Swaldkai) wir im Hafen anfahren müssen. Dort angekommen weisen wir an einem Schalter die Fahrzeugpapiere vor, erhalten ein Ticket zum befahren des Hafengeländes und warten ca. 30min auf das OK der Hafenmitarbeiter. In dieser Zeit räumen wir unsere letzten Sachen aus dem Camper, verstauen alles seetauglich und decken die Sitze mit Müllsäcken ab (die Hafenarbeiter sollen angeblich manchmal etwas schmutzige Hosen haben). Eine Person darf dann mit angezogener Leuchtweste das Fahrzeug auf den dafür reservierten Parkplatz fahren, man erhält sogar eine Wegbeschreibung, damit man sich auf dem Hafengelände nicht verirrt. Gleich neben dem Parkplatz steht ein Container mit einem kleinen Schreibtisch drin, der zuständige Hafenarbeiter macht eine kurze Fahrzeuginspektion, rapportiert bereits bestehende Schäden und nimmt den Schlüssel entgegen. Autokennzeichen entfernen und das wars. Beim verlassen des Hafengeländes zu Fuss war es schon ein seltsames Gefühl unser zukünftiges zuhause in Fremde Hände zu geben, aber es hat ja alles mit bester Zufriedenheit geklappt. 

 

 

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Alle Angaben ohne Gewähr und Änderungen jederzeit möglich!

Montevideo

Migracion (2 Tage vor der Ankunft des Campers).

Die Firma KMA ist die erste Adresse welche wir gemäss Seabridge in Montevideo anlaufen müssen um weitere Infos sowie die so wichtige Bill of Landing zu erhalten (Dokument für das Einführen des Fahrzeuges).

Wir suchen das Büro zwei Tage vor Ankunft unseres Campers auf, um bereit zu sein wenn er endlich da ist. Uns wird mitgeteilt, dass wir den ersten Posten unserer Schnitzeljagd bereits vor Ankunft des Fahrzeuges erledigen können. Bei der Migracion können wir die Zollgebühren bezahlen und erhalten erste spannende Dokumente (die Dokumente scheinen auszusagen, dass der Fahrzeughalter temporär nach Uruguay immigriert um ein Fahrzeug importieren zu können).

 

Ablauf am Übernahmetag

Dauer des Vorgangs ohne die Migracion am Vortag: 8h 5min

Absolviert zu Fuss: 12km

  1. Anlaufstation: Wieder KMA (unser hiesiger Kontaktpartner von Seabridge). Hier bezahlen wir die Hafengebühren = 816 US$. Wir erhalten ein 3-seitiges Ablaufblatt, wo wir welche Ämter aufsuchen müssen und welche Unterlagen wir dafür benötigen. Nebeneffekt: Wir lernen gleich 3 weitere Paare kennen, alle aus Deutschland, die dasselbe vor haben, wie wir.  Wir begegnen uns auf unserer Tour noch einige Male.
  2. Die nächsten Punkte können alle gemäss den Angaben auf dem Ablaufdokument welches durch KMA ausgehändigt wird befolgt werden. Bei der Administracion Nacional de Puertos haben wir für unseren Van mit dem Gesamtvolumen von 33.7m3 28.- US$ bezahlt. 
  3. Auf dem Hafengelände: Wir haben folgende Ergänzung zum einfacheren Handling: Nach der Schranke gleich rechts, am Warengebäude Supramar entlang. Auf der linken Seite sieht man dann wahrscheinlich wie gerade riesige Schiffe entladen werden, wir laufen auf der rechten Strassenseite entlang bis wir in der Ferne einen grösseren Turm (Wasserturm) sehen (oder einfach nach den Warengebäuden solange weiter, bis wieder ein Gebäude kommt). Hier ist gleich neben dem Turm das einzige grössere Gebäude in dem sich im 2. Stock ein weiteres Büro befindet. Leider ist die Dame gerade für 1,5 h zum Mittagessen verschwunden. So sitzen wir im Gang zusammen mit zwei anderen der vorhin genannten Paare und halten einen Schwatz. Wichtig: Unbedingt Wasser kaufen bevor ihr auf das Hafengelände geht. Einmal drin gibts unterwegs nichts zu kaufen und es kann heiss sein auf der riesigen Betonfläche zu laufen. Sehr heiss….. 
  4. Anschliessend ist ein gelber Container zu suchen, um einen ominösen Stempel zu erhalten. Wir haben schlussendlich ca. 2h diesen Container gesucht. Die einfache Erklärung haben wir leider erst im Nachhinein erhalten: Aus dem Gebäude herausgehen, ca. 200m nach rechts, bis man einen Ausgang (Salida) sieht. Hier hat es verschiedene gelbe Container, einer davon ist der gesuchte (am besten durch fragen). Und auch wenn es von aussen aussieht, als wäre niemand drin: einfach anklopfen. Hier gibt es auf 3 Blättern einen Stempel. 
  5. Von hier aus geht es wieder zum vorhin erwähnten Warengebäude Supramar (gleich beim Eingang), wo man die vorhin erhaltenen 3 Stempel vorweisen muss. Dann wird - hoffentlich/sehr wahrscheinlich - das Auto ausgehändigt. Kurzer Check ob alles so ist, wie es sein sollte. Türversiegelung, Inhalt, usw.
  6. Dann fährt man mit dem Auto wieder zurück zum gelben Container und weist ein Dokument vor, das man zuvor im Supramar erhalten hat. Und damit ist man quasi abfahrbereit!! :-)
  7. Aber Halt: Das ist natürlich noch nicht alles. Vom gelben Container geht es wieder zurück zum Eingang (immer noch innerhalb des Hafengebietes) und hinein ins Areal des Buquebus-Terminals. Mit dem Camper bis ganz nach hinten fahren und aussteigen. Dort wird noch die Strassenzulassung des Fahrzeuges erledigt ähnlich wie in der Schweiz das Strassenverkehrsamt. (von Vorteil ist, wenn das Nummernschild in die Halterung passt, nicht wie bei uns)

Einige Kilometer und Stunden können gespart werden wenn man:

  • Ausreichend Kopien sämtlicher Dokumente dabei hat (Pass, Fahrzeugausweis, Reiseunterlagen des Fluges, Versicherungsdokumente, …)
  • Bargeld dabei hat
  • Funktionierendes Google Maps o.ä. zur Hand hat
  • 2-3 Worte spanisch spricht

Wann

Die definitive Buchung bei Seabridege sollte ungefähr 2-3 Monate vor Abfahrt des Schiffes getätigt werden. Hier die Erläuterung, warum eine Buchung weiter im Voraus gar keinen Sinn macht:

Es erstaunte uns, dass man eine Ankunft resp. Abfahrt nicht exakter planen kann. Das Schiff legt die Strecke von Hamburg nach Montevideo in ca. 4 Wochen zurück (inkl. Zwischenstops). Da unsere Reise im Februar losgeht, suchen wir also ein Schiff das Anfang Januar in Hamburg ablegt. Der erste Fahrplan von Grimaldi (ETS = Estimatet Time of Sailing, ETA = Estimated Time of Arrival) zeigte uns ein Schiff an, welches am 10. Januar ablegt. Dies hätte ideal für uns gepasst. 4 Wochen vor der ETS wurden die Daten der Schiffe von Grimaldi dermassen verschoben, dass wir auf ein anderes Schiff wechseln mussten (wird ohne Probleme durch Seabridge erledigt und ist bis am Tag der Verschiffung flexibel wählbar). Unser neues Datum war somit der 30. Dezember. 2 Wochen vor Abfahrt wurde der Termin auf den 3. Januar verschoben. Weil das Fahrzeug aber 2 Tage vor ETS am Hafen sein muss und noch Feiertage und Wochenende dazwischen lagen, musste der Camper trotzdem schon am 28. Januar am Hafen sein. Abgelegt hat die Grande Africa schlussendlich am 6. Januar.

Immerhin war der 5. Februar, das Ankunftsdatum in Montevideo, von Beginn weg das richtige.

  


Was

Unser Mercedes Sprinter 312D ist 5.60m lang, 1.94m breit und 3.10m hoch. Dies ist wichtig für die Berechnung der Verschiffungskosten. Wer die Möglichkeit hat etwas Volumen einzusparen (demontieren von Solarpanels, Veloträger, usw.) der spart auch beim Preis der Verschiffung.

Der Fahrzeuginhalt muss seetauglich befestigt oder verstaut und blickleer sein. Details was alles im Fahrzeug bleiben darf und was nicht können oberstehendem pdf entnommen werden. Es versteht sich von selbst, dass das üblich Verbotene auch hier verboten ist (Drogen, Waffen, die Niere des Onkels, usw.) Etwas komplizierter wird es beim Thema Gas (siehe Thema Gas).

Wir haben beim Camperinhalt zudem auf sämtliche Wertsachen verzichtet. Das Diebstahlrisiko sei zwar geringer als zu früheren Zeiten, jedoch noch immer nicht ganz vom Tisch. NICHT im Camper hatten wir: Fotoausrüstung, Laptop, Alles was nach Elektrogeräten aussieht, Funktionskleidung, Markenkleidung, Medikamente. Erfahrungen zeigen, dass Diebe über Dachöffnungen einsteigen weil die Fahrzeuge im Schiffsbauch so eng aneinander stehen, dass ein Einstieg von den Seiten nicht möglich ist. Falls vorhanden empfiehlt es sich Dachfenster o.ä. zusätzlich zu verriegeln.

 


Kosten

Die Kosten der Verschiffung setzen sich aus folgenden Faktoren zusammen:

2'220.60 CHF        Frachtrate (abhängig vom Fahrzeugvolumen) —>Kostenberechnung Seabridge

    261.10 CHF        Treibstoffzuschlag

     80.40 CHF        Frachtpapiere 

     00.00 CHF        Zollgebühren im Abfahrtshafen

     33.55 CHF         Zollgebühren und Migracion im Ankunftshafen

  209.00 CHF         Speditions- und Hafengebühren im Abfahrtshafen

  793.90 CHF         Hafengebühren im Ankunftshafen

  323.00 CHF         Transportversicherung während Überfahrt (optional)

    00.00 CHF         Gasfreiheitszertifikat (falls Gastanks oder -flaschen im Fahrzeug sind) oder

  156.00 CHF         Kauf neuer, versiegelter Gasflaschen (siehe Gas) inkl. Druckminderer 

                                 Individuell Reise Bern - Hamburg - Bern (Hotel, Diesel, Nachtzug, Verpflegung, …)


4’077.55 CHF        Total  (exkl. Reise Bern-Hamburg)

 

Wir haben fünf Angebote eingeholt und versucht sie untereinander zu vergleichen. Die Offerten schienen nicht bei jedem Anbieter vollständig zu sein und waren deshalb schwer zu vergleichen. Diejenige von Seabridge war eine der umfassenderen und informativsten und dennoch preislich im Mittelfeld. Zusammen mit den positiven Erfahrungsberichten war dies ausschlaggebend für den Entscheid für Seabridge.