Nevada, Arizona, Utah (1), USA

Las Vegas

Am 5. Juli fliegen wir schliesslich nach Las Vegas  -  Die Stadt des Glücksspiels, der Megashows, der Lichter, der Superlativen. Bereits beim Einchecken in unserem Hotel „Flamingo“ - direkt am Strip an bester Lage gelegen - sind wir ob der lauten, grölenden (und sehr oft zugedröhnten/aufgeputschten) Menschenmassen etwas überfordert. Im Lift zum Zimmer treffen wir auf zwei extrem wache Männer, welche uns mit „Am Mittwoch haben wir das letzte Mal geschlafen (Anmerkung: Es ist jetzt Sonntag), have fun guys!“ begrüssen. Es scheint als wären alle Touristen nach Monaten des Zuhause-Rumsitzens süchtig nach Ablenkung, als müssten sie nun alles Nachholen, was sie in der vergangenen  Zeit verpasst hatten. 

 

Leider sind die Casinos jedoch auch die einzige Möglichkeit, um sich von der aktuellen Pandemie abzulenken. Und in den USA grassiert diese anscheinend gerade in ausufernden Massen. Aus diesem Grund erscheinen uns die hier getroffenen Massnahmen abstrus und gegensätzlich. Im Casino darf man, zwar mit Abstand, am selben Tisch Roulett spielen. Die Spielsteine werden herumgegeben, ohne desinfiziert zu werden, dafür sitzt der Croupier hinter einer Plastik-Trennscheibe. Die ehemals „einarmigen Banditen“ sind jetzt neueren Modellen gewichen, das simple Prinzip des zufälligen Knopfdrückens ist jedoch geblieben. Die Gäste rotieren durch den Saal, ohne dass danach die Konsolen abgewischt werden würden. Hauptsache alle tragen einen Mundschutz. Die grossen Shows wurden alle abgesagt. Hier hat man anscheinend keine Lösung finden können. Wobei es doch gerade hier vergleichsweise einfach gewesen wäre: Einfach Abstand zwischen den Stühlen lassen und halt nur halb volle Sääle bespielen. Dafür wäre jeder in seinem Stuhl sitzen geblieben. In den grossen Hotels spazieren tausende Touristen durch die Gänge, halten sich z.B. an den Rolltreppengeländern fest, drücken auf Liftknöpfe, lehnen sich an die aufgestellten Fotokulissen. Aber Kleider dürfen in den geöffneten Shops nicht anprobiert werden. 

 

Aus der schwülen Hitze der Südstaaten kommend empfinden wir das trockene Wüstenklima im ersten Moment als extrem angenehm. Nach 3 Tagen können wir uns jedoch nicht mehr entscheiden, ob nicht doch eher 40 Grad im Schatten und vor Hitze brennende Haut sowie jeweils ein kühner Sprint ins nächste gekühlte Geschäft anstrengender sind. Natürlich vermuteten wir das im Vorfeld und haben wohlweislich ein Hotel mit grosser Poolanlage gebucht. Leider wurde diese teilweise geschlossen, wegen Corona, und täglich werden nur ca. 120 Personen reingelassen. Das heisst in einem Hotel mit ca. 3’500 Gästen, darf man morgens ab ca. 7.00 Uhr anstehen, damit um 8.30 Uhr die ersten 120 reingelassen werden. Wir haben uns entschieden, im klimatisierten Zimmer mit Riesenbett gemütlich auszuschlafen und uns dann ein riesiges Frühstück im nahen Caesars Palace zu gönnen. Tagsüber schlendern wir durch die riesigen Hotelanlagen und bewundern die nachgebauten römischen Brunnen und Statuen, die venezianischen Gondolieri in den Kanälen, die französischen Cafés, italienischen Pizzerias, amerikanischen Imbissbuden… alles natürlich drinnen in den jeweiligen Hotels aufgebaut, die Gänge überspannt mit unechten Himmeln, damit man nicht mehr merkt, ob gerade Tag oder Nacht ist. Und die Casinos scheppern, klingeln und vibrieren im Takt der eingeworfenen Münzen und hoffnungsvollen Glücksspielern. 

 

Um dem Lärm zu entkommen verziehen wir uns regelmässig nach draussen: Die berühmten Wasserspiele vor dem Bellagio Hotel sind ein eindrückliches und wundervolles Schauspiel, alle 15 Minuten wird eine neue Show zu einem anderen Musikstück abgespielt. Wir sind erstaunt, was man aus simplen Wasserspeiern alles herausholen kann: Zum Takt der Musik bewegen sich diese mal marschierend, mal verführerisch wippend, mal pumpen sie zum wummernden Beat gerade Wassersäulen in die Luft, mal tanzen sie ausgelassen im Kreis um danach in einer kleinen Explosion zum grossen Finale hoch in den Himmel zu schiessen. Wenn wir Glück haben und der Wind richtig steht kommen wir sogar in den Genuss einer kurzen Abkühlung. 

 

Zweimal gönnen wir uns ein exklusiveres Abendessen. Zuerst müssen wir jedoch mal herausfinden, wie wir überhaupt zu einem Tisch kommen. In jedem Restaurant werden wir mit den Worten abgewiesen „ohne Reservierung kein Tisch“. Per Zufall entdeckt Sabrina den Hinweis auf die App „open Table“. Hier können wir dann auch gleich einen Tisch für in 15 Min. reservieren. Komisch, dass das direkt bei m Restaurant nicht möglich war… Aber wir haben längst aufgehört zu hinterfragen.

Beim ersten Mal ergattern wir einen Tisch im Restaurant „La Fontana“ im Bellagio-Hotel. Hier haben wir neben dem wirklich unheimlich leckeren Essen noch einen super Ausblick auf die viertelstündigen Wasserspektakel draussen im grossen Becken. Der saftige Preis macht sich deshalb bezahlt. 

 

Beim zweiten Mal essen wir im Restaurant „Trevi“ im Caesars Palace. Mitten im Hotel wurde eine Art italienischer Einkaufsstrasse nachgebaut mit Einkaufsläden, Gelaterias, Bänken aus umgeworfenen Säulen um sich etwas auszuruhen (weil sehr weitläufig!) und mitten drin ein Brunnen, dem römischen Trevibrunnen nachempfunden (auch wenn der hier rund ist, der echte Trevi-Brunnen jedoch rechteckig und an einen Palazzo angebaut). Die Pizzas sind nicht mit den originalen in Italien zu vergleichen und doch um einiges besser als andere Pizzas, die wir in den USA gegessen haben. Dafür macht der Brunnen einen Heidenlärm und wir müssen uns beinahe anschreien um eine Unterhaltung führen zu können. Also ganz wie in Italien :-)

 

Nur einmal gesellen wir uns zu den Spielsüchtigen und versuchen ebenfalls unser Glück. Die meisten der aufgestellten Automaten wirken für uns komplett unverständlich (Sex and the City? My little Pony? Irgendein japanischer Tausendfüssler mit Riesenaugen???). Wir setzen uns an einen Old-School-Kasten, werfen einen Dollar ein, drücken zum Spass mal auf „5“… die Zahlen drehen sich, keine Reihe, FERTIG. Was?! Wir hätten doch 4 mal drücken dürfen sollen, 25 Cent per Druck? Ah sooo, wir haben alle fünf Reihen ein Gewinn (fragt nicht, ist kompliziert) ausgewählt, was 1 Dollar kostet. Wir stehen da, verstehen irgendwie den Spass nicht an dem Ganzen und gehen lieber etwas trinken. Ernsthaft: Wir verstehen diese Menschen nicht. Da sitzen Omas, Familienväter und -mütter, Paare, Singles, die meisten wirken jetzt nicht wahnsinnig wohlhabend… und schmeissen Dollars um Dollars in die Maschinen, sitzen zum Teil völlig apathisch da und drücken auf die Knöpfe… Was genau ist daran der Spass?! Eher sympathisieren wir noch mit den meist jungen Männern an den Roulett-Tischen, die sich gegenseitig Anspornen, auf die Schultern klopfen und nervös von einem Fuss auf den anderen Wippen. Auch wenn sie wahllos ihr Geld auf irgendwelche Zahlen und Farben verteilen, sich einreden mit System zu spielen und schlussendlich doch nichts gewinnen, ist hier wenigstens noch der Spass am Ganzen zu sehen und zu hören. 

 

New Ride

Schliesslich kommt der Moment, wo wir aus dem Hotel auschecken und uns mit unseren 3 Rucksäcken ins Uber setzen. Wir haben von Las Vegas aus einen Camper gemietet, mit dem wir nun die westlichen Nationalparks abfahren wollen, oben im Norden gehts an die Westküste und dann dieser entlang auf dem berühmten Highway Nr. 1 wieder südwärts bis Los Angeles, wo wir den Camper Anfang September wieder abgeben werden. Dann sind unsere erlaubten 3 Monate in den USA rum und ungefähr dann werden wir uns wieder Gedanken zu unseren weiteren Plänen machen. Wenn wir eins von Corona gelernt haben dann: Pläne sind Scheisse. Spontaneität, Flexibilität und Erfindungsreichtum sind das neue Motto. 

 

Etwas ausserhalb von Las Vegas in einem verlassenen Industriegelände treffen wir also beim Campervermieter Escape Campervans ein. Doch die Sterne stehen aktuell anscheinend ziemlich ungünstig und so beginnt auch unser nächstes Abenteuer. Als wir den Van via VISA-Karte bezahlen wollen erhalten wir die Info, dass das nicht geht, da das Monatslimit erreicht ist. Denn stimmt ja, in den USA können wir beinahe nur mit unserer Visa-Karte bezahlen. Und natürlich funktionieren unsere Maestro-Karten hier nicht. Aufgrund der 9h Zeitverschiebung können wir leider auch nicht unsere Banken in der Schweiz erreichen, da dort gerade mitten in der Nacht ist. Wir haben Glück, es ist per Zufall und nur heute jemand aus der Buchhaltung da der uns anbietet, wenn wir das Bargeld auftreiben, können wir dieses über ihn einzahlen lassen. Adrian marschiert also los um in der gleissenden, sengenden Hitze Nevadas (wir haben bereits davon erzählt) einen Bankomaten aufzutreiben. Ein Auto haben wir ja noch nicht, ein Uber finden wir nicht in dieser Abgeschiedenheit nicht auf die Schnelle. Er kann tatsächlich in mehreren Auszahlungen à jeweils 400.-$ pro Transaktion insgesamt 3’000.- $ Bargeld auftreiben. Aber dann macht uns das Sicherheitssystem der Banken einen Strich durch die Rechnung. Anscheinend kann nur eine bestimmte Anzahl Transaktionen pro Tag durchgeführt werden. Dann werden die Karten gesperrt. Da spart man Geld für eine Reise aber darf es nicht ausgeben!

 

Zähneknirrschend müssen wir vereinbaren, dass wir am nächsten Tag nochmals wiederkommen mit dem gesamten Geldbetrag. Wir erhalten den Van nämlich erst gegen Bezahlung der gesamten Summe. 

 

Wir googeln nach einem günstigen Hotel in der Nähe und lassen uns da hin chauffieren. Schleppen unsere 3 Rucksäcke durchs natürlich auch hier vorhandene Casino bevor wir ca. 30 Min. vor der gammeligen Hotelreception Schlange stehen. Dort angekommen glauben wir einen Höhrsturz zu haben. Das Zimmer kostet 150.- $. Mein Hinweis, auf der Website hiess es, das Zimmer koste nur ca. 40.-$ tut der Angestellte mit einem „da fehlen noch Taxes und andere Zuschläge und Spezialpreise kann man leider nur Online buchen“ ab. Wir waren gerade 4 Nächte in einem Hotel direkt am Vegas Strip und haben pro Nacht 34$ bezahlt. Klar, ein Sonderangebot, aber wir sind trotzdem nicht gewillt, nun fast 5x soviel für eine lumpige Absteige zu bezahlen. Adrian macht sich wieder auf den Weg, um bei einem nahegelegenen Hotel anzufragen. Dieses stellt sich jedoch als permanente Wohnungen zum mieten heraus, ansonsten gibt es nur noch Campingplätze in der Nähe - aber eben, wir haben ja noch keinen!!! 

 

Also entscheiden wir uns nun doch, das überteuerte Zimmer zu nehmen. Doch nun stellt sich heraus, dass wir dieses nur - ihr habt es erraten - über besagte verd******* Visa-Karte bezahlen können. Keine Maestrocard, kein Bargeld, keine Prepaid Kreditkarte! Nur Kreditkarte. Wir haben also um die 4000 $ Bargeld in der Hosentasche, und kriegen trotzdem kein Hotelzimmer… 

Etwas Gutes hat dieses Hotel trotzdem zu bieten, wir finden in der Lobby einen Geldautomaten der noch Bargeld ausspuckt, nun haben wir genug um die Campermiete am nächsten Tag zu bezahlen, Aber auch mit 5’500.- gibts kein Hotelzimmer.

Leider können wir nun auch kein Uber mehr bestellen, der Betrag wird dort direkt von der (natürlich) VISA-Karte abgezogen, und wir müssen den letzten Rest sparen um morgen wieder zum Camperquartier fahren zu können.

 

Also satteln wir unsere 3 Rucksäcke (sie sind in der Zwischenzeit nicht leichter geworden) und laufen der Hauptstrasse entlang auf der Suche nach weiteren Hotels. Wir überlegen uns unterwegs, hinter welchen Busch wir uns für die Nacht verziehen könnten, hinter vielen davon liegt jedoch bereits jemand… Also auch keine echte Alternative. Nach beinahe 45 Minuten schleppen erreichen wir ein weiteres Hotel, das jedoch um einiges besser als das Vorherige aussieht. Naja, Geld haben wir ja… Sabrina fühlt vor beim Receptionisten. Dieser meint ebenfalls, es würden hier nur Kreditkarten akzeptiert erklärt sich jedoch bereit, ein paar Hotels in der Umgebung anzurufen, da er nicht glauben kann, dass alle kein Bargeld annehmen. Nach 10 Minuten erkennt auch er das Problem. Sabrina zieht alle Register, erzählt die ganze Geschichte, drückt auf die Tränendrüse, zieht die Geldkarte, fragt um Ratschlag… Und tatsächlich, er lässt sich erweichen. Meint, wir müssten einfach 300.- $ Pfand hinterlegen, falls wir das Zimmer verwüsten würden. Kein Problem für uns, wir fühlen uns von der Hitze völlig erschlagen und werden heute wohl keine Rockstar-Party mehr veranstalten. Das Zimmer selbst kostet sogar nur 70.-$. Wir können uns fast nicht halten vor erleichtertem Lachen über diese bizarre Situation. Am nächsten Tag sollen wir einfach unseren Zimmerschlüssel abgeben, dann würden wir das Pfand zurück erhalten. Auf unsere Frage, ob denn zuvor noch jemand das Zimmer kontrollieren wolle, von Wegen allfälliger Verwüstungen, winkt er ab. Aufgrund von Corona dürfe das Zimmerpersonal das Zimmer erst betreten, wenn wir das Hotel verlassen haben. Wir schütteln innerlich den Kopf aufgrund einer weiteren abstrusen und sinnfreien Corona-Regel, die wir nicht verstehen können. Aber wir haben ein Bett und ein Dach über dem Kopf, der Rest ist uns egal. Das Zimmer ist gross und sauber, die Betten sehr bequem und wir fallen nach dem anstrengenden Tag in einen tiefen, erholsamen Schlaf. 

 

Neuer Tag, neues Glück, wir können es fast nicht fassen: Ohne Probleme lösen wir um ca. 11 Uhr vormittags den erwähnten Campervan aus. Das ist uns jetzt fast zu schnell gegangen :-)

Es ist ein Ford Maverick, mit Punkten in allen Farben verziert. Abends müssen wir die Rückbank umbauen um ein Bett daraus zu machen, um zu kochen öffnen wir die hinteren Türen, wenns regnet werden wir halt nass. Ein Klo gibt es hier nicht, ebenso keine Dusche. Ein wehmütiger Seufzer in Erinnerung an unseren armen Camper in Chile entfleucht unseren Mündern. Aber voilà, hier stehen wir nun, dafür hat der hier eine schönere Farbe. Die farbigen Punkte werden unterwegs für viele Blicke, Gewinke und Komplimente sorgen, einige wollen sich sogar vor dem Auto fotografieren lassen. Da haben sich die Leute von Escape Camper was kleveres einfallen lassen. Quasi Marketing umsonst. 

 

Wir fahren nun jedenfalls endlich wieder im eigenen Auto los Richtung… Einkaufszentrum. Bevor wir ins Abenteuer aufbrechen müssen wir zuerst noch einiges organisieren:

  • Lebensmittel
  • Küchenmaterialien wie Küchenpapier, Schneidebretter, usw. 
  • Verstau-Kisten um Ordnung in unsere Dinge wie Kleider, Toilettensachen, usw. zu bringen (vor allem für Sabrina sehr wichtig)
  • Ein bisschen Deko (HEI! Die Girlande ist nicht nur Schick sondern macht auch Licht wenn wir Abends essen!) :-)
  • Handy-Abo verlängern und erweitern (selbst wenn die Uhrzeit für ein Telefon in die Schweiz nicht das Problem gewesen wäre, hätten wir nicht in die Heimat telefonieren können. Unser T-Mobile Abo gilt nämlich nur für Internet. Drum muss ein anderes Abonnement her, damit wir endlich unsere Kreditkartenlimite hochschrauben können)

Gegend den späten Nachmittag verlassen wir endlich Las Vegas und fahren los Richtung Grand Canyon. Die erste Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz zwischen Autobahn und Wüste irgendwo in Arizona. Eine Spinne springt Sabrina ans Bein, es ist so heiss, dass wir alle Türen und Fenster weit geöffnet haben (Schlangen erscheinen uns gerade als kleineres Übel als im Schlaf den Hitzetod zu sterben) - aber wir schlafen schlussendlich, endlich, endlich wieder on the Road, in unserem eigenen Zuhause bei nächtlichen 35°C ein.

 

Relativ früh fahren wir am folgenden Tag los: Wir sind voller Energie zu Entdecken und zu Staunen. Wir frühstücken erstmal in einem typischen oldschool amerikanischen Restaurant (inkl. obligaten Elvis- und Marylin-Bildern an den Wänden) in kitschigen Pastelltönen - natürlich gibts Pancakes mit Sirup und Kaffee mit „Refil“ (Nachfüllen). Dann führt uns unser Weg für eine Weile auf die berühmte Route 66. Selbstverständlich machen wir auch einige Fotos von alten abgestellten Autos aus den guten alten Tagen und von der geraden Strasse an sich, welche die USA einmal quer durchschneidet und eine Reise für sich Wert ist. 

Grand Canyon

Aufgrund Corona (es tut uns leid, wenn wir das immer wieder wiederholen, aber es ist nun mal so) ist der Nord Rim (also der nördliche Zugang zum Canyon) geschlossen, somit entfällt für uns eine erste Entscheidung. 

 

Wir fahren relativ spät in den Nationalpark und wollen uns einen Überblick verschaffen. Gleich beim Eingang rennen ein paar Rothirschkühe über die Strasse und wir stoppen am Wegrand. Hier werden sie „Elk“ genannt. Unsere Elche sind hier „Moose“ genannt, einfach damit für Verwirrung gesorgt ist. Wir freuen uns noch über diese Begegnung, da sehen wir einen grossen Hirsch mit riesigem Geweih auf uns zutrotten. In einer Seelenruhe grast das imposante Tier entlang der Strasse, beachtet uns höchstens mit einem schiefen Blick von der Seite. Wir setzen uns Sicherheitshalber mal ins Auto und filmen von hier aus, wie er ca. 1m am Autofenster vorbeizieht. DAS ist mal eine eindrückliche Begegnung. 

 

Wir fahren weiter entlang der Canyon-Kante zum Grand Viewpoint, wo wir dank ein paar Wolken einen imposanten, fantastischen Sonnenuntergang bewundern können. Die bereits normalerweise rötlichen Felsen leuchten in den verschiedensten Rottönen, von Hellorange bis dunklem Rostrot, unterbrochen von grauen Linien verschiedener Gesteinsschichten. Weit unten im Tal glänzt der Colorado River in seinem tiefen Flussbett und schlängelt sich durch den Canyon. 

 

Hier übernachten wir auch gleich auf einem Overnight-Parkplatz (wahrscheinlich nicht wirklich legal) und hier kommt das erste Mal unsere gekaufte „Dusche“ von Walmart zum Einsatz: Ein schwarzer Sack zum Aufhängen mit angemachtem Schlauch mit „Duschbrause“. Schnell bemerken wir, dass das Ganze nicht wirklich funktioniert. Der Sack ist voll gefüllt mit ca. 15 Litern sehr schwer, ihn an einen Ast zu hängen, der genügend hoch ist um danach darunter zu Duschen, ein enormer Kraftakt. Da es in der Wüste jedoch nunmal sehr heiss ist duschen wir trotzdem, werden dabei von Ameisen in die Füsse gebissen und von kleinen Eichhörnchen aus den Bäumen beobachtet. 

 

Am zweiten Tag im Grand Canyon frühstücken wir zuerst direkt vorne an der Canyonkante mit bestem Blick hinunter in das Tal. Dann fahren wir entlang des South-Rim (südliche Kante) und halten auf jedem offiziellen Ausguckpunkt an, um den tiefen Graben des Colorado River von immer neuen Blickwinkeln zu bewundern. Der Canyon ist wirklich unglaublich riesig und eindrucksvoll. Vor ca 40-50 Millionen Jahren wurden durch tecktonischen Druck zwei Erdplatten zusammengestossen und - zu unserem grossen Erstaunen beinahe Horizontal - nach oben gedrückt. Bis vor etwa 5-6 Millionen Jahre war das Colorado-Plateau eine flache Wüste aus Sandstein. Doch dann gruben Schmelzwasserströme in das Gestein, wodurch man nun deutlich die verschiedenen Gesteinsschichten in unterschiedlichen Farben sehen kann. 

 

Aufgrund der Hitze sprinten wir nach jedem Ausblick sofort wieder in den Van zur rettenden Klimaanlage. Für eine längere Wanderung ist es noch viel zu heiss. 

 

Gegen fünf Uhr ziehen jedoch Wolken auf und ein paar Regentropfen fallen herunter. Wir nützen das schlechte Wetter aus und machen uns doch noch auf den Weg in den Canyon. Nach ein paar Metern stossen wir auf zwei Hirschkühe, die sich bei einer Wasserstelle für Wanderer herumdrücken. Aus einer Eingebung heraus drückt Sabrina auf den Wasserknopf eines Auslaufs und sofort beginnen die Tiere gierig das Wasser aufzulecken. Nach einer kurzen Angewöhnungsphase kommen sie sogar ganz an Sabrina heran und trinken direkt ab Hahn sozusagen. Pro Tier dauert es fast 5 Minuten, bis diese genug getrunken haben. Naja, wir haben ja auch geschwitzt wie die Wahnsinnigen. 

Weiter gehts auf unserem Spaziergang - doch wiederum kommen wir nicht allzuweit. Wir wissen, man soll keine Tiere füttern. Ein herziges Squirrel (Eichhörnchen) nähert sich jedoch zielstrebig und verlangt offensichtlich nach etwas essbarem. Wir brechen ein kleines Stück eines trockenen Farmerstengels ab und zack - hat das putzige Tierchen sich das Stückchen aus Sabrina Hand geschnappt. 

 

Der Pfad führt als erstes fast Waagrecht entlang der Canyonkante, bevor er eng geschwungen einige 100 Meter steil hinab führt (innerlich „freuen“ wir uns schon auf den Aufstieg) und dann auf einem Felsvorsprung hinaus in den Canyon. Nach ungefähr 1h spazieren stoppen wir jedoch aufgrund der unsicheren Wetterlage  auf einem Felsvorsprung und warten auf den Sonnenuntergang. Wieder erleben wir ein unglaubliches Spektakel, wie die Sonne hinter den Wolken hervorguckt und diese in den verschiedensten Farben erscheinen lässt wirkt geradezu magisch.

 

Ein weiterer Versuch mit unserer Dusche, eine weitere Nacht im Park. Nach dem Frühstück direkt an der Kante des Grand Canyon fahren wir nach Grand Canyon Village, sehen uns beim Besucherzentrum um (welches natürlich geschlossen ist), kaufen ein feines Ben & Jerrys Eis, füllen unsere Wasservorräte auf und entscheiden uns zum weiterfahren. 

Funfact: Wer im Staat Arizona von einer Seite zur anderen fährt muss allenfalls 7x die Uhr umstellen. Es gibt hier wie in anderen Staaten „Nativ American Territory*, das heisst Land, das von den jeweiligen Stämmen beinahe in Eigenregie gehandhabt werden. Diese Territorien stellen nun nicht alle auf Sommerzeit um, manche Territorien liegen in einem anderen Territorium usw. Es ist eine ziemlich komplexe Geschichte und wir bemerken dies nicht, bis wiedermal auf eine Uhrzeit irgendwo sein müssen. Aber davon später. 

 

Monument Valley

Als nächstes liegt das Monument Valley auf unserer Route. Wir überqueren das erste Mal mit dem Van eine Grenze zu einem anderen Staat: Arizona. 

 

Auf dem Weg dahin verändert sich plötzlich die weite Ebene links und rechts der Strasse: Der beige Sand mit den kleinen grünen Büscheln leuchtet plötzlich beinahe in einem hellen Orange, die immernoch vorhandenen grünen runden Büsche leuchten hell vor diesem Hintergrund. Und auf einmal erheben sich am Horizont grosse, dunkelrote Plateaus: das Monument Valley. Auf der schnurgeraden Strasse fahrend lehnen wir uns weit aus den Autofenstern um die beeindruckende Landschaft besser betrachten zu können. Diese riesige Weite ist unglaublich faszinierend, die grossen Plateaus wirken wie von Riesen hingesetzt in eine fremde Umgebung. Vor unseren inneren Augen versuchen wir uns vorzustellen, wie die Navajo (amerikanische Ureinwohner - ausgesprochen Navaho) einst auf ihren wilden Pferden über diese Steppen galoppiert sind. 

 

Leider ist das Monument-Valley (also das Tal) gesperrt: Auch hierhin hat es das Virus geschafft, und die Nativ Americans haben ihre Reservate abgeschottet, sprich geschlossen, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. 

Wir fahren deshalb einfach weiter in die Steppe hinaus und übernachten irgendwo im Nirgendwo in dieser unendlich scheinenden Natur. Der Himmel zeigt ein weiteres Mal ein tolles Spektakel: Aus einigen Wolken versucht Regen vergeblich auf die Erde zu gelangen, doch aufgrund der drückenden Hitze, die über der Ebene liegt, verdunstet das Wasser auf halber Strecke. Dazwischen suchen sich letzte Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne ihren Weg - einfach magisch. Die Hitze des Tages liegt immernoch in der Luft, und hat sich in unserem Van festgesetzt. Wir schlafen deshalb mitten in der Wüste mit weit geöffneten Türen und Fenstern - den Mücken ist es hier zum Glück auch zu heiss, das andere Getier scheint sich ebenfalls in tieferen, kühleren Erdschichten zu verkriechen. 

 

Pünktlich zum Sonnenaufgang weckt uns ein kurzer Schauer. Wobei „Schauer“ bereits übertrieben ist. Nachdem wir die ersten Tropfen hören ist das Ganze bereits wieder vorbei. Wir kriechen dennoch verschlafen aus den Laken um ein paar Fotos zu machen. Das Morgenlicht taucht die roten Felsen in ein beinahe grelles Orange, die Schatten der Nacht ziehen sich langsam zurück. Wieder versuchen ein paar Regenwolken erfolglos das trockene Land zu bewässern, doch die Sonnenstrahlen sind bereits zu stark. Durch den Dunst der Wolken am Horizont beobachten wir einen spektakulären Sonnenaufgang. Wir kochen erstmal einen heissen Kaffee und setzen uns still vor unseren Van um diese Stimmung aufzunehmen. 

 

Bereits um 6.30 Uhr wird es uns jedoch zu heiss und wir müssen losfahren um die Klimaanlage einschalten zu können. Wir finden heraus, dass hier aktuell 110 Grad Farenheit herrschen, was umgerechnet 43,5 Grad Celsius sind! Es wird noch eine Weile dauern (bis ins nördliche Montana) bis wir wieder einigermassen vernünftige Temperaturen finden werden!

 

Wieder auf der Strasse unterwegs schalten wir das Autoradio ein - wir wollen mal hören, was in dieser Ecke der Welt so für Musik gehört wird. Natürlich erklingt als erstes melancholische Countrymusik, wird aber bald unterbrochen durch eine Nachrichtensendung in einer unverständlichen Sprache. Wir schauen uns verdutzt an bis wir realisieren: Wir hören Navajo-Radio! Fasziniert lauschen wir den fremdartigen Lauten der Worte. 

 

Da es grad so schön auf dem Weg liegt halten wir noch kurz beim "Horshoe Bend": Ein Aussichtspunkt mit bestem Blick auf den Colorado River unter uns, der hier eine Schleife zieht. Entfernt erinnert uns die Situation mit den kleinen Booten auf dem Fluss an die Aare im Sommer. 

 

Es ist weiterhin heiss. Sehr HEISS. Wir leiden unter den über 40 Grad, deshalb muss eine Lösung her: Wir schauen uns deshalb die Landkarte etwas genauer an und tatsächlich finden wir einen Zugang zum Colorado River: Beim Ort Page liegt der Lake Powell (eigentlich der aufgestaute Colorado River). Wir klettern über die abgeschliffenen Felsen und gelangen zum Ufer. Ab jetzt springen wir wieder und wieder und wieder ins kühle Nass. Es fühlt sich einfach zu herrlich an, diese frische auf der Haut zu spüren. Und kaum ist man aus dem Wasser raus ist dieses auf der Haut schon fast wieder verdunstet. Wir verbringen hier einen ganzen Nachmittag, und weils so schön war: Nochmals ein letzter Sprung ins Wasser.

 

Und dann machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel -dem Zion Nationalpark. Auf dem Weg dahin übernachten wir einmal in Lake Jacob und essen in einem interessanten Hotel/Motel/Inn-Restaurant ein wunderbares Frühstück. 

 

 

 

 

Zion National Park

Wir überqueren eine weitere Landesgrenze und sind jetzt in Utah. Utah liegt nördlich von Arizona. 

 

Wir haben uns im Vorfeld über den Nationalpark schlau gemacht und herausgefunden, dass wir nicht mit dem Auto hineinfahren dürfen. Stattdessen werden Shuttlebusse angeboten. Nun muss man diese im Vorfeld reservieren, meistens so um die 3-4 Monate im Voraus. Aber es gibt täglich ein kurzes Zeitfenster ab 9.00  Morgens, wo man noch einige Plätze ergattern kann. Bei der Online-Buchung finden wir bereits nur noch Tix für Morgen Nachmittag . Aber wir buchen diese, vielleicht hat es am Nachmittag dann etwas weniger Menschen im Park.

Leider bemerken wir jedoch nach der Reservationsbestätigung, dass wir für den gleichen Tag Tickets haben, anstatt für den Folgetag. Wir rechnen schnell nach, zeitlich reicht es noch, also schnell frühstücken und dann los.

Während dem Frühstück in Lake Jacob hören wir im Hintergrund immer wieder wie Leute zum Mittagessen kommen wollen, aber von den Kellnern darauf hingewiesen werden, dass dieses erst 1h später erhältlich ist. Jemand sagt schliesslich „ach so, wir waren noch auf Arizona Zeitzone eingestellt!“. Auf einmal jucken wir innerlich auf: Was? Andere Zeitzone? Nach einer kurzen Recherche müssen wir tatsächlich erkennen, dass Utah eine Stunde vorverschoben ist, was bedeutet, dass es uns nun leider ganz sicher nicht mehr zur Abfahrt des Shuttles im Zion reichen wird. Zu genau diesem Zeitpunkt haben wir dann auch die Sache mit den 7 verschiedenen Zeitzonen in Arizona erfahren (siehe Bericht „Arizona“. 

 

Wir können nur ungläubig den Kopf schütteln. Da das Shuttle nur 1$ kostet ist uns das Geld egal, aber wir müssen nun am nächsten Tag wieder um 9.00 Uhr ein Ticket für den Folgetag buchen. Dh. wir haben jetzt 2 Tage zur freien Verfügung :-)

 

Kurz vor dem Nationalpark bemerken wir einen Container mit der grossen Anschrift „Tubing“. Aufgrund der letzten guten Erfahrung in Ichetucknee und des anhalten heissen Wetters finden wir das einen guten Zeitvertreib für einen planlosen Nachmittag. Dass der nächste Shuttle zum Fluss in 3 Min. losgeht sehen wir als gutes Omen. Diesesmal haben wir uns jedoch offensichtlich nicht vorgängig informiert und so stehen wir etwas überrascht vor einem kaum kniehohen Flüsschen, das sich gemächlich in einem Mini-Canyon mit ca. 0.5m/h schlängelt. Mit Null Schatten ausser gelegentlichen höheren Felswänden an der Seite. Kurz bevor es los geht heisst es noch: Ah ja, der Fluss hat grad eine Algenplage, also schaut gut, dass ihr kein Wasser einnehmt, das wäre dann nicht so gut“. Lässig. Macht das Flüsschen grad um einige entscheidende Grade unattraktiver. Schnell bemerken wir jedoch, das baden in dem niedrigen Flusslauf sowieso nicht möglich wäre. Die Flussfahrt wird dann doch noch unterhaltsam. Mit uns zusammen ist eine 4-köpfige Familie aus San Diego unterwegs. Wir lachen auf der ganzen Fahrt, weil dauernd jemand auf kleine Sandbänke aufläuft, mit heftigem Geschaukel einen Richtungswechsel versucht, sich von herausstehenden Steinen abzustossen usw. Auf einmal ein Schrei… ein Reifen ist geplatzt. Nun müssen sich Mutter und Tochter einen Ring teilen, was natürlich zu noch mehr Problemen beim Ausweichen seichter Stellen führt. Die Tochter läuft dann auch den halben Fluss runter. 

 

Die Szenerie an sich ist jedoch wundervoll: Der kleine Fluss wird zum Teil gesäumt von hellen Birken, deren kleine Blättchen silbern im Wind tanzen, wo wir über den Canyonrand hinausblicken können sehen wir Pferde grasen, zwischendurch steigt der Canyon etwas höher an und man fühlt ein wenig (ein ganz kleines bisschen wenig) ein Wildriverfeeling. Aber nur ganz kurz, bis man wieder das Tempo bemerkt und dann auf den seltenen „Stromschnellen“ den Hintern an den niedrigen Steinen stösst. 

 

Nach diesem 1,5h Vergnügen gehts es weiter für uns bis beinahe zum Eingang des Nationalparks. Im nahen National Forest finden wir ein Plätzchen an einem kleinen Flusslauf, wo wir auch noch Netz haben (wegen der erwähnten Reservation am nächsten Tag). Aufgrund der drückenden Hitze schlafen wir mit allen Türen und Fenstern geöffnet. Wir haben uns vorgängig informiert: Bärengebiet ist erst ab Wyoming. 

 

Am nächsten morgen wecken wir uns kurz vor 9 Uhr, um bereit zu sein für den Ticket kauf. Aber es wäre ja nicht 2020, wenn etwas einfach so klappen würde. Wir bemerken, dass unsere Handy-Verträge abgestellt worden sind. In Las Vegas waren wir noch extra in einem  T-Mobile Geschäft und hatten den Vertrag verlängert, aber offensichtlich hat das nicht geklappt… Wir also im Eiltempo angezogen, losgedüst nach Springdale um da ins öffentliche WIFI reinzugehen und unseren Anbieter zu kontaktieren. Sabrina kann mit dem Kundendienst Chatten, diese erklären jedoch, dass sie so nicht helfen können und wir den Kundendienst telefonisch kontaktieren müssen.  Sabrina erklärt ihr, dass das ja eben nicht ginge, da unsere Telefone abgestellt worden sind.  Sie probiert schliesslich trotzdem mal anzurufen und - es funktioniert. Hätte die andere Tante ja sagen können, dass der Kundendienst auch mit abgestellter Nummer funktioniert. Jedenfalls finden wir nach einigem Hin- und her heraus, an was es gelegen hat. Wir mussten ein Zusatzpaket buchen, da wir wegen den Kreditkartenproblemen in Las Vegas (siehe Reisebericht Las Vegas - war auch sehr lustig dort) in die Schweiz telefonieren mussten. Dieses Paket hat nun anscheinend zu grosser Verwirrung geführt, weshalb unsere Verträge einfach gelöscht worden sind. 

 

Jeeeeedenfalls funktionieren unsere Handys jetzt wieder, und wir versuchen mit 2h Verspätung noch ein Ticket zu ergattern - WAS UNS TATSÄCHLICH GELINGT!!! Wir können nun also Morgen um 11.00 Uhr früh mit einem Shuttle in den Park. 

 

Springdale ist ein kleines Örtchen gleich beim Eingang des Nationalparks. Der gesamte Ort ist auf den Nationalpark-Tourismus ausgelegt, hat dabei aber einen ganz eigenen Charme erhalten. Wir fahren durch die Strassen, holen uns im Besucherzentrum eine Karte des Parks, finden bezahlbare und offene Duschmöglichkeiten (sehr toll, schliesslich ist unser Duschsack wie bereits erzählt nicht so der Hit) und gönnen uns wiedermal ein Ben & Jerry Eis. 

 

Ein kurzer Hinweis zu unserer Übernachtungssituation hier in den USA. Bereits in Südamerika sind wir am liebsten irgendwo in der freien Natur hingestellt. Wir sind nicht so die Campingplatz-Liebhaber. Da hatten wir aber auch noch eine eigene Dusche im Van. Auch hier in den USA suchen wir uns jeweils ein Plätzchen irgendwo in der Landschaft. Gemäss Gesetz darf man sich irgendwo in einem National Forrest hinstellen, wenn nicht explizit „no camping“ oder „ no overnightparking“ steht. Wir hätten aber auch keine grosse andere Wahl. Anscheinend sind die Amis riesige Fans von Campingferien, die Campingplätze - vor allem in und um die Nationalparks- muss man mindestens ein halbes Jahr im Voraus buchen. Aufgrund Corona sind nun beinahe 2/3 aller Campingplätze geschlossen, was bedeutet um die wenigen offenen Capgrounds „streiten“ sich nun noch mehr Menschen als bereits in normalen Jahren. Kurz gesagt: Auch wenn wir es wollten wir hätten schlicht weg keine Chance gehabt, irgendwo auf einem Campingplatz noch einen Platz zu finden. Aber man merke sich: Wer jemals im Sommer die USA bereisen will (ah ja, davon raten wir auch dringend ab, jedenfalls für das Landesinnere: ES IST HEISSSSS!!!) muss unbedingt ca 6 Monate im Voraus Hotels, Motels, Inns, Campingplätze, whatever buchen. Und das ist wirklich keine Übertreibung. 

 

Nach dem wir uns also mit Informationen eingedeckt haben fahren wir an einen ausserhalb des Parks gelegenen, nahen Bergsee auf 2400m Höhe (Kolob Reservoir). Auf dem Weg dahin kreuzen wir zwischendurch kurz die Nationalparkgrenzen und können so bereits dessen Grösse, die Felsen, Berge, Täler bewundern. Am See ist es ziemlich friedlich, es ist um einige entscheidende Grade kühler und wir finden tatsächlich einen kleinen Platz direkt am Ufer. Das Wasser ist doch ziemlich frisch hier oben, aber wir stürzen uns beide einmal kurz in die Fluten. Wir hätten hier wohl auch übernachten dürfen (hier wäre die Temperatur wundervoll kühl gewesen), aber wir fahren wieder hinunter ins Tal, da wir sonst am nächsten Tag sehr früh hätten aufstehen müssen. 

 

Auf diesem Ausflug sehen wir „Elks“ (Rothirsche) im Gras weiden und uns erschrocken entgegenstarren, einen jungen Falken, der uns vom Seeufer her beobachtet und einen wunderschönen Mountain Bluebird, der in hellstem Hellblau leuchtet und sich für ein kurzes Fotoshooting von seinen besten Seiten (also von allen) zeigt. 

 

So können wir noch gemütlich frühstücken, bevor wir uns in den Park aufmachen. Wir haben uns für eine Wanderung entschieden, bei der man in einem Flusslauf einen engen Canyon entlang läuft. Wir versprechen uns damit etwas Abkühlung bei immerhin 38Grad im Schatten. Dummerweise haben wir uns nicht überlegt, dass vielleicht 80% der anderen Parkbesucher dieselbe Idee haben. Trotz dem auch  hier vorhanden Hinweis auf die Algenplage und das ungesunde Wasser plantschen ganze Grossfamilien im Fluss. In Chile hatten wir bereits eine ähnliche Idee. Dort war jedoch der Boden beinahe gefroren als wir morgens losgelaufen sind, der Fluss war ziemlich wild, mit starker Strömung, die uns die Füsse weggespühlt hatte und wir mussten einige Höhenmeter bewältigen. Hier ist der Fluss ein gemächlich fliessendes Wässerchen, der Weg geht beinahe horizontal in den Canyon hinein. Die grösste Herausforderung besteht hier darin, den vielen Menschen aus dem Weg zu gehen. Dafür ist es wie erhofft wirklich sehr angenehm im Wasser und im Schatten des Canyons zu laufen. Die hohen, zum Teil überhängenden Felswände sind zudem sehr eindrücklich. 

Zudem sehen wir wieder kleine Eichhörnchen oder B-Hörnchen. Die putzigen, nervös herumspringenden kleinen Tierchen haben es uns echt angetan und wir bleiben wieder einige Zeit bei ihnen stehen und beobachten das herumgerenne. 

 

Die unglaublich grosse Menschenmenge hat uns ziemlich genervt und wir überlegen, ob wir nochmals eine Wanderung machen und somit Shuttletickes buchen sollen. Auch aufgrund der anhaltenden Hitze entscheiden wir uns dagegen. Es gibt noch eine Panoramastrasse, die durch einen Teil des Parks führt, welche wir am nächsten Tag fahren wollen. 

 

Zuerst gönnen wir uns jedoch nochmals eine ausgiebige Dusche und einen Hamburger in einem hübschen Restaurant in Springdale.

 

Wir haben gehört, dass vor allem um den Parkeingang herum Bighornsheeps vorkommen sollen. Deshalb machen wir uns auf eine Wanderung über ein ausgetrocknetes Bachbett und klettern über Stock und Stein. Sehr wahrscheinlich ist es jedoch auch den Bighorns viel zu heiss und sie haben sich bereits früh Morgens irgendwo in ein schattiges, bewaldetes Tal verkrochen. Wir sehen jedenfalls nicht viel ausser unseren fallenden Schweisstropfen und nach einer Weile geben wir auf und kehren zur Klimaanlage, respektive dem Auto zurück.